1967 beschloss der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Welt / Vollerwiek, die Welter Kirche für die weitere Nutzung zu schließen. Gottesdienste sowie Amtshandlungen sollten künftig ausschließlich in der Vollerwieker Kirche stattfinden. Der Grund für diese Entscheidung lag offenbar in der Tatsache, dass die Orgel sich in nicht mehr spielbarem Zustand befand. Nutzbar blieb die Kirche als Abstellraum für Friedhofsgeräte. Dieser Zustand wurde offenbar seitens des Propsteivorstandes billigend in Kauf genommen.

In den Folgejahren wurde vor allem innerhalb des Pastorenkonvents mehrfach die Frage angerissen, welche Nutzungskonzepte künftig möglich wären. Die Alternative schien sich auf die Möglichkeiten Abriss und Museum zu beschränken. Man kam zu keinem greifbaren Ergebnis.

Im Dezember 1975 übernahm Hans Walter Wulf die Verantwortung für die Propstei Eiderstedt, die nach der Bildung der Nordelbischen Kirche 1977 „Kirchenkreis Eiderstedt“ genannt wurde. Zu einer der ersten Aufgaben des neuen Propsts gehörte der Rechenschaftsbericht vor der Propsteisynode. Dabei ging er u.a. auf das Problem der geschlossenen Kirche Welt ein und betonte, dass sich für ihn Kirche ausschließlich mit dem Bild der offenen Tür verbinde.

Die Reaktion des Kirchenvorstands Welt / Vollerwiek ließ erfreulicher Weise nicht auf sich warten: Er erbat von Propst Wulf eine detaillierte Stellungnahme darüber, wie er sich eine zukünftige Nutzung vorstellen könnte. Das Ergebnis des Gesprächs: (a) Der Kirchenvorstand überträgt die Zuständigkeit für die Kirche Welt der Propstei, (b) die Kirche wird Programmkirche.

Kennzeichen der zukünftigen Nutzung waren (a) Information, (b) Dokumentation und (c) Kommunikation. Das sollte bedeuten: Die Kirche Welt informiert über kirchliches Geschehen regional und überregional. Sie dokumentiert den Reichtum der Eiderstedter Kirchen an Hand von Bildern, Ausstellungen. Sie ermöglicht andere Formen der Begegnung.

Unter dem Namen „Bilderbuch Eiderstedter Kirchen“ sollte die Kirche wieder eröffnet werden. Die Konsequenz für die Gestaltung des Kirchraumes waren folgende: Das Gestühl wurde entfernt und auf dem Kirchenboden zwischengelagert. Die Prinzipalstücke, Altar, Taufe und Kanzel, sollten unverändert ihren bisherigen Platz behalten. Es wurden neue Stühle beschafft, der uneinheitlich gestaltete Fußboden mit einem Textilbelag (Kokos) belegt. Der im Kotzenbüller Turmraum abgestellte Beichtstuhl der Kirche St. Peter, dem drohenden Verfall ausgesetzt, wurde in den neu gestalteten Innenraum der Kirche einbezogen.

Für die weitere Gestaltung der Kirche wussten sich in der Folgezeit außer Propst Wulf noch Günter Beutling, Kantor und Organist in Tönning, seine Frau Claudia sowie Karen Lüdtke, die Sekretärin des Propstes, verantwortlich. Diplomingenieur Strauß aus Uelvesbüll übernahm zunächst die Anfertigung großformatiger Schwarz-Weiß-Bilder, jährlich wechselnde Folgen.

Im Sommer 1977 fand die Wiedereröffnung der Kirche in Welt im Beisein von Vertretern des Kreises und des Landes Schleswig-Holstein statt.

Bis 1979 übernahm Propst Wulf selbst die Leitung und Programmgestaltung: Vorträge diverser Referenten, Ausstellungen von Kunstschätzen, Führungen, Andachten. Danach konnte Pastor em. Halver als verantwortlicher Leiter gewonnen werden. Das Programm wurde erweiterte, die Besucherzahlen nahmen zu. Die Kirche in Welt wurde ein kirchlicher Anziehungspunkt.

Architekt Steingräber aus Plön nahm eine Verbesserung der Innenraumgestaltung vor. An Stelle der großformatigen Bilder wurden jetzt kleinformatige Farbfotografien in wechselnden Folgen gewählt. Schrifttafeln erläuterten künftig die Bedeutung der einzelnen Inventarien und der Raumgestaltung. Aus dem „Bilderbuch Eiderstedter Kirchen“ wurde die „Sommerkirche Welt“.

Nach dem Ausscheiden von Pastor em. Halver konnte Propst em. Klaus Juhl, Flensburg, für die weitere Leitung gewonnen werden. In den acht Jahren seiner Zuständigkeit erlebte die Sommerkirche einen vermehrten Zuspruch und eine erhöhte Aufmerksamkeit. Das Spektrum der Referenten erhielt andere und neue Akzente. Kunstausstellungen wurden für die Zukunft ein besonderes Merkmal. Und Dank des besonderen Einsatzes von Kantor Günter Beutling konnte die Orgel der Firma „Sauer und Sohn“ (Frankfurt/Oder) aus dem Jahre 1899 restauriert werden.

In die Nachfolge von Klaus Juhl trat 2004 Henning Röhl, Leiter von Bibel TV aus Norderheverkoog, ein. Zusammen mit seiner Frau Andrea erweiterte er das Programm erneut. Auch Fernseh-Aufzeichnungen wurden möglich. Prominente Referenten und Künstler kamen nach Welt.

Ab 2009 übernahm Pastor em. Dirk Römmer, Tönning, die verantwortliche Leitung der „Sommerkirche Welt“. Inzwischen haben Henning Röhl, Thomas Knippenberg und Inke Thomsen-Krüger das Heft in der Hand.

Propst em. Hans Walter Wulf, Husum
im Januar 2009